"Die kann man ja gar nicht therapieren - da gibt es nur eine Lösung"

Hörte ich, während ich auf ihren Rucksack schaute, der voller Stopp Homophobia Broschen, passiv zur Solidarität aufrief, während im selben Moment das oben Gesagte genau diese Botschaft für ungültig erklärte.

Hassbotschaften, Entmenschlichung und Gewaltfantasien dominieren soziale Medien, wenn es um Pädophilie geht. Es scheint so, dass die Vorurteile der Stigmatisierung bei vielen Menschen in Form gegossen, kaum mehr lösbar sind. Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren verschlimmert. Youtuber und Aktivisten aus dem rechten Spektrum sprechen von Jagd, Verfolgung und schweren Gewalttaten an Pädophilen. Der Tenor ist: Das Ziel ist der Kinderschutz und dieser Zweck heiligt alles. Wer das anzweifelt, ist sicher einer von denen...

Was zwischen Kommentarspalten aufeinanderprallt und nur einseitig und meistens gar nicht diskutiert werden kann, ist nicht mehr und nicht weniger, purer Hass und die Überzeugung, dass jeder Pädophile eine Gefahr für ein Kind darstellt. Die Kernbotschaft, nur verantwortlich für seine Taten, jedoch nicht für seine Gedanken zu sein, hat immer weniger Bedeutung. _

Diese Unerreichbarkeit mag sicherlich auch an den soziokulturellen Milieu-Unterschieden liegen, allerdings ist dies nicht die einzige Erklärung. Seit vielen Jahren ist diese "Catch a Predator" Mentalität etabliert und macht kein Hehl daraus, nicht differenziert zu sein. Eine besondere Gefahr liegt darin, dass Jugendliche diese Videos in den "sozialen Medien" finden. Die Suizidrate ist unter Jugendlichen besonders hoch. Wie fühlt sich ein pädophiler Teenager, wenn der eigene Feed das Selbstbild zerstört und die ohnehin schon schwierige Zeit des Coming-in als ausweglos wahrgenommen wird? Kinderschutz bedeutet auch, pädophile Jugendliche zu schützen! Medien, Reels, Streams … zeichnen das Bild eines seinen Trieben ausgelieferten Pädophilen, der das Allerletzte in der Gesellschaft ist. Auf diese Problematik müsste viel stärker geachtet werden. Gerade deshalb, weil Influencer und Medienschaffende häufig zu einer Identifikationsfigur eines Jugendlichen werden. Durch ein Gespräch mit einem Therapeuten könnten nach relativ kurzer Zeit viele Ängste und Sorgen eines jungen Menschen aus der Welt geschafft werden. Voraussetzungen könnten geschaffen werden, die ein Empowerment in die richtige Richtung lenken. Langfristig würde das bedeuten, jugendliche Pädophile richtig zu sozialisieren. Für den geringeren Anteil an Taten durch Pädophile im Vergleich zu Ersatzhandlungstaten wäre das in vielerlei Hinsicht von großem Vorteil. Sie würden sich mitteilen können und Situationen richtig bewerten. Hass kann das nicht. Im schlimmsten Fall landet ein Jugendlicher dann in einem "Selbsthilfeforum" in dem das Werte- und Moralfundament in keinster Weise dem von SuH oder anderen Projekten entspricht.

**Was nicht existieren darf, darf nicht sein

Einige Menschen denken, dass man Pädophilie "wegtherapieren kann". In den Vereinigten Staaten zum Beispiel, gibt es Konversionstherapien qua juris, in denen Pädophile wiederholt eine sexuelle Erregung aufbauen müssen und dann Reizen ausgesetzt werden (Ammoniak, Elektroschocks, kaltes Wasser), um die "gelernte" Sexualpräferenz zu überschreiben.

Eine unfassbar entwürdigende und entmenschlichende Praxis, die bis heute Anwendung findet und Narben hinterlässt. Narben, die selten ganz verheilen und das Selbstbild und die Entwicklung eines Menschen massiv beeinträchtigen. Uns ist ein Pädophiler bekannt, der von seinen Eltern nach seinem Outing als Jugendlicher zu einem Therapeuten geschickt wurde, der ihm, einem Jugendlichen, einem Kind, Jahre seines Lebens geraubt hat. Der Missbrauch (Konversionstherapie) erstreckte sich über mehrere Monate und um dem zu entgehen, sagte er irgendwann, dass er geheilt sei.

Seine Eltern und seine Familie waren erleichtert und froh, die Pädophilie ihres Sohnes "geheilt" zu haben. Heute ist dieser Junge über 40 Jahre alt, Aktivist in der Selbsthilfe und immer noch pädophil.

Eine Therapie für Pädophile gibt es nicht. Genauso wenig wie es eine Therapie gibt, die teleiophile Menschen pädophil macht. Viele verwechseln die Präferenz und eine tatsächliche Tat oder die Absicht eine Tat zu begehen. Dieses permanente Missverständnis ist kein Wunder, da pädophile Aktivist:innen noch nie eine gemeinsame Haltung vertreten haben. Anti-C zu sein, ist noch ziemlich jung und ist des Geistes Kind von SuH und VirPed, welches 2004/2005 geboren wurde.

Außerdem haben sich Medien nur selten darum bemüht, korrekte Begrifflichkeiten zu verwenden. Zum Beispiel bedeutet "Pro-Pädophil" im Kontext eines medialen Beitrages "Pro-Missbrauch". Für uns Pädos bedeutet Pro-Pädophil zu sein, unsere Ziele zu unterstützen und auf unserer Seite zu sein.

An dieser Stelle geht ein Dank an alle unsere Allies raus!

Was viele Menschen mit "Therapie" meinen ist der Gedanke, nicht "krank" zu sein und keinen Missbrauch zu begehen und die Frau an der Kasse eines Lebensmittelgeschäftes in meiner Stadt meinte mit ihrer Aussage, dass dies ja nicht möglich ist und die Todesstrafe das einzige Mittel.

Das sind Aussagen, die nicht im Ansatz mit einer humanen, sozialen und aufgeklärten Gesellschaft etwas zu tun haben. Sie zeigen eine gefährliche Doppelmoral und eine Haltung, die viel über die Toleranz aussagt, die auf einem Auge blind ist.

Eine Situation, welche meiner Meinung nach nicht verwunderlich ist. Wenn man einerseits gesellschaftlich leistet, ein Präventionsprojekt zu etablieren und gleichzeitig keine wirkliche gesellschaftliche Gleichstellung durch einen Abbau des Stigmas erreicht, dann kann sich kein anderes Bild in den Köpfen der Menschen etablieren als den von seinen Trieben gesteuerten Pädophilen, der eins bekommt: eine anonyme Therapie, wenn er befürchtet zum Täter zu werden. Die Lebensrealität der meisten Pädophilen sieht ganz anders aus. So oft hören wir in der Selbsthilfe und in den Biografien, dass es völlig klar, normal und selbstverständlich war auf Missbrauchsabbildungen zu verzichten und das Problem für die mentale Gesundheit der wachsende Hass ist.

Es ist nicht erklärbar.

Wie soll die Teilhabe eines Pädophilen in der Gesellschaft aussehen, wenn es in Online-Shops T-Shirts mit der Aufschrift "Kill your local Pedo" oder "Only a dead pedo is a good pedo" zu kaufen gibt? Wie kann jemand das alles ausblenden, sich auf seine Gesundheit, sein Leben oder Therapie im Präventionsprojekt konzentrieren, wenn derjenige damit konfrontiert wird, dass der Großteil der Menschen möchte, dass man Tod ist? Um dies zu hören, reicht es mittlerweile schon aus, einkaufen zu gehen.

Die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und die Anerkennung des eigenen Wertes, die Stimmung im Gesprächszimmer mit dem Therapeuten, die Fahrt mit der S-Bahn nach Hause oder zur Arbeit oder der YouTube-Feed, der ungefragt Videos von YouTubern vorschlägt, die die Deportation von Pädophilen vorschlagen oder jagten, auf Pädophile befürworten und nicht gesperrt werden (Hier zeigt sich beispielsweise auch, für wen die AGB's gelten und für wen nicht). ?

Eindrücke und unsere Umwelt haben auf alle Menschen einen großen Einfluss. In positiver und negativer Weise prägt uns unsere Umgebung.

Man muss nicht pädophil sein, um Ausgrenzung und Stigmatisierung zu kennen. Ein Mittel sich mitzuteilen war und ist die Meinung, die man vertreten hat. Ich erinnere an die vielen Demonstrationen, in denen queere Menschen auf sich aufmerksam machen.

Diese Möglichkeit existiert im digitalen Raum noch immer (wenn auch eingeschränkt). Für MAP's (viele Pädos bevorzugen den Begriff "Minor attracted person", hingegen immer weniger. Kommentare unter medialen Beiträgen werden gelöscht, selbst wenn sie sachlich sind und sogar fachlich stimmig, auf die Lebensrealität aufmerksam machen. Es findet eine Zensur statt, die einseitig ist. Es ist ohne Probleme möglich, im Internet Hass und Gewaltfantasien gegen Pädophile zu verbreiten, während es gleichzeitig nicht möglich ist, ein einziges reflektiertes und aufklärendes Kommentar zu posten. Dieses Phänomen betrifft viele soziale Medien.

Diese einseitige Zensur zerstört Demokratie und eine gesunde Meinungsbildung. Heute ist durch Social Media möglich, große Massen von Menschen zu erreichen und auch ihr Denken zu beeinflussen. Der Rahmen der möglichen Diskussionsfelder wird immer kleiner. Überschreitet man eine Linie, ist man gecancelt. Diskussionen im Internet sind vermehrt wir ein Boxkampf auf 2 Quadratmeter. Wenig Raum, viel Gewalt und fast kein Verständnis.

Unter den Bedingungen braucht es mehr als nur ein Präventionsprojekt. Meiner Meinung nach ist die Zeit gekommen, um ein flächendeckendes Stigma-Management zu etablieren, welches sich mit allen Sexualpräferenzen bestens auskennt und Hilfe und Beratung bietet. Davon würden alle Menschen profitieren.

Selbst wenn nur ein Teil davon etabliert werden würde, könnten viele Menschen wieder Mut schöpfen, um für eine Gesellschaft einzustehen, in der Kinderschutz und die Menschenwürde Pädophiler, integraler Bestandteil der gesellschaftlichen Kernwerte sind.

Vielleicht kann man dann irgendwann Broschen mit der Aufschrift "Stopp MAPphobia" tragen. Falls nicht, sind die Broschen an dem Rucksack der Frau nur soviel Wert, wie aus dem Material aus dem sie gefertigt sind.