Begriffserklärungen

Zur Verständigung ist es manchmal wichtig sich nicht nur auf eine gemeinsame Sprache zu einigen sondern auch innerhalb dieser Sprache Zweideutigkeiten zu klären. Auf unseren Plattformen gebrauchen wir der Einfachheit halber manche Begriffe, die auf den ersten Blick für den Ottonormalverbraucher unbekannt sein mögen oder zu denen es verschiedene Ansichten und Deutungen gibt. Damit klar ist, was wir damit meinen, und es nicht in jedem Text neu erklärt werden muss, hier eine Art Glossar.

Übliche Abkürzungen

AoAAge of Attraction — Bezeichnet die Altersspanne, die jemand attraktiv findet. Die deutschen Entsprechungen wären „Präferenzalter“ oder „Präferenzbereich“.

CSAchild sexual abuse — Gebräuchliche Abkürzung etwa in wissenschaftlichen Texten für sexuellen Kindesmissbrauch aus dem Englischen (siehe auch SMK).

CSAMchild sexual abuse media — Medien, die sexuellen Missbrauch wiedergeben. Abkürzung aus dem Englischen (siehe Missbrauchsabbildungen unten).

KTWKein Täter werden — Gebräuchliche Abkürzung für das Präventionsnetzwerk Kein Täter werden. Wird synonym benutzt zu „Präventionsprojekt Dunkelfeld“ (PPD).

MAPMinor-attracted person — Begriff aus dem Englischen der das umfasst, was insbesondere im US-amerikanischen Raum oft fälschlich alles unter Pädophilie zusammengefasst wird: auf jemand unter 18 zu stehen also auf eine juristisch minderjährige Person. Eine andere Funktion, die dieses Akronym für Manche erfüllt, ist das extrem negativ belegte Wort „Pädophile“ durch eine neue unbelastete Selbstbezeichnung zu ersetzen. Ähnlich ist es mit der Formulierung „Person with pedophilia“, die den Fokus darauf legen soll, dass die sexuelle Neigung nur eine von vielen Eigenschaften einer Person ist.

SMKSexueller Missbrauch von Kindern.

Sexualpräferenz

Zu deutsch eine sexuelle Vorliebe. Bezeichnet je nach Kontext entweder die Gesamtheit dessen, was einen Menschen sexuell anspricht oder eine bestimmte Facette davon. Bei einem Menschen, der auf zwei Personengruppen sexuell anspricht könnte man jede einzeln als eine Präferenz bezeichnen.

Eine Präferenz (=Vorliebe) ist grundsätzlich von einer Handlung zu unterscheiden: die Präferenz beschreibt ein inneres Empfinden, eine gefühlsmäßige Ansprechbarkeit, die eine Handlung motivieren können aber nicht müssen.

sexuelle Präferenzstruktur

Dieser Begriff bezeichnet die die sexuelle Ansprechbarkeit einer Person in ihrer Gesamtheit also mit allen Facetten und Details: Welche Personen (Geschlecht, Ausprägung der Geschlechtsmerkmale, Alter, Körperformen etc) ziehen mich sexuell an? Welche sexuellen Praktiken bevorzuge ich/würde ich bevorzugen und welche nicht? Liegen weitere Fetische, Zoophilie oder Objektophilie vor? Und so weiter. Meist austauschbar mit den Begriffen „sexuelle Neigung“ oder „Ausrichtung“.

~sexualität versus ~philie

Wir sind es gewohnt sowohl Neigung als auch Verhalten bei der Ausrichtung auf Erwachsene mit dem gleichen Wort zu bezeichnen: Heterosexualität, Homosexualität bzw Bisexuelität. Wissenschaftlich wird allerdings unterschieden zwischen der bloßen sexuellen Anziehung (Präferenz) mit dem Suffix ~philie und dem tatsächlich gezeigten sexuellen Verhalten mit dem Suffix ~sexualität. Da im Kontext der Pädophilie diese Unterscheidung so wichtig ist verwenden wir dafür konsequent diese Begriffe:

Pädophilie = sexuelle Ausrichtung auf Kinder
Pädosexualität = sexuelle Handlungen mit Kindern

Es gibt durchaus andere Ansichten und Vorlieben dazu, wie etwa mit pädosexuell die eher körperliche Komponente sexueller Anziehung zu bezeichnen und mit pädophil die eher emotionale. Andere finden Pädosexualität klinge viel zu weich geradezu euphemistisch für sexuelle Übergriffe auf Kinder und wünschen sich eher eine Bezeichnung wie „pädokriminell“ dafür. Im Alltag kann man das halten wie ein Dachdecker und wir wollen da niemandem die Vorlieben ausreden. Für unsere Arbeit aber haben wir uns entschieden diese Unterteilung so zu verwenden, wie oben vorgestellt um Missverständnisse zu vermeiden, da wir sie ziemlich praktisch finden.

Häufige sexuelle Präferenzen

Nach Altersgruppe/Körperschema:

Vorweg: Außer den hier beschriebenen Alterspräferenzen sind bei manchen noch weitere Begriffe in Gebrauch wie Infantophilie, Nepiophilie oder Gerontophilie. Für diese Begriffe sind uns aber keine wissenschaftlich eindeutigen Definitionen bekannt, die hier für SuH eine relevante Rolle spielen würden.

Teils werden noch weitere Gruppierungen abgespalten wie etwa Infantophilie oder Nepiophilie für die Ansprechbarkeit durch Kleinkinder oder Gerontophilie für die Ausrichtung auf deutlich ältere Partner. Diese detailliertere Unterteilung benutzen wir bei SuH (wenn nicht ausdrücklich erwähnt) nicht. Hier eine vereinfachte Übersicht der gebräuchlichsten Bezeichnungen:

Altersgruppe Bezeichnung der Neigung
Säuglinge/Kleinkinder Infantophilie bzw. Nepiophilie
Kindergartenkinder Pädophilie
Grundschulkinder Pädophilie
Anfang der Pubertät Hebephilie
Späte Pubertät Teleiophilie
Erwachsene Teleiophilie

Mischformen: Ausschließlichkeit

Eine Pädophilie liegt wissenschaftlich gesehen erst dann vor, wenn jemandes vorrangige und ursprüngliche (genuine) Ansprechbarkeit die durch Kinder ist. Da es alle Mischformen aus allen mögliche Sexualpräferenzen zu geben scheint hat es sich etabliert in folgende Schubladen zu unterteilen:

Diese Begriffe entsprechen den in der Literatur teils gebräuchlichen Worten Hauptströmung und Nebenströmung bzw. kernpädophil. In unseren Augen sind diese Begriffe absolut veraltet und gehören nicht mehr benutzt. Siehe dazu Anmerkung 3 unten.

Nach dem Geschlecht: Mädchen versus Jungen

Für die Bezeichnung der auf Mädchen bzw. Jungen ausgerichteten Pädophilie haben sich in einschlägigen Gemeinschaften die Begriffe Boylover, Girllover und Childlover eingebürgert. Diese verwenden wir ob ihres Hintergrunds bei SuH ausdrücklich nicht. Siehe dazu den Text zur Childlove-Symbolik.

Bei der Teleiophilie hat sich die Unterscheidung mithilfe griechischer Vorsilben abhängig vom eigenen Geschlecht durchgesetzt wie bei Homosexualität, Heterosexualität und Bisexualität. Da sie Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden haben und heute praktisch jedem geläufig sind, halten wir es für angebracht auch eine Pädophilie in unseren Texten analog zu bezeichnen. Eine auf das andere Geschlecht ausgerichtete Pädophilie ist demnach heteropädophil, während eine auf das eigene Geschlecht ausgerichtete Neigung zu Kindern homopädophil genannt wird. Bei der bi-Variante wird es schwierig. Hier kann man von bisexueller Pädophilie oder bi-pädophil sprechen wobei ersterer Begriff technisch nicht ganz korrekt wäre (siehe oben). Außerdem sprechen wir teils von „auf Mädchen ansprechen“ oder „auf Jungen ausgerichtet“ zu sein.

Anmerkung 1: komplexere Begriffe

Im persönlichen Leben basteln sich manche Leute auch Begriffe aus den einzelnen Alterspräferenzen zusammen um eine detailliertere Auskunft geben zu können. Es kommen dabei jedoch schnell unhandliche Bandwurmworte heraus wie bipädophil-hetero-teleiophil (unter Kindern auf beide Geschlechter, unter Erwachsenen nur auf das andere Geschlecht ausgerichtet).

Anmerkung 2: nicht jede Ansprechbarkeit durch Kinder ist eine Pädophilie

Rein technisch gesehen müsste man auch die Situation als ausschließliche Pädophilie einordnen, wo jemand Erwachsene nur in sofern ansprechend findet als sie körperlich genug Ähnlichkeit zu den präferierten Kindern aufweisen. Das dürfte jedoch im Alltag außerhalb eines klinischen Settings für Ottonormalverbraucher nur schwer sicher einzuordnen sein. Umgekehrt gibt es natürlich auch rein teleiophile Menschen, die auch manche Kinder schon attraktiv finden, weil diese (für ihre Wahrnehmung) genug Gemeinsamkeiten mit dem erwachsenen Körperschema haben. Das ist dann keine Pädophilie.

Anmerkung 3: übliche Fehldarstellungen in der Literatur

In der wissenschaftlichen Literatur ist es leider teils noch immer üblich, den einzelnen Untergruppen pädophiler Menschen zusätzliche gruppenspezifische Eigenschaften zuzuweisen wie eine besondere Hartnäckigkeit oder Verschlagenheit, oder bestimmte Haltungen Kindern und Erwachsenen gegenüber. Oder welche Aussichten auf einen Therapieerfolg bestünden (Letzteres wird teils mit einer peinlich veralteten Auffassung eines Therapieerfolges begründet aber dazu anderswo mehr). Damit verknüpft sind häufig die Begriffe Hauptströmung und Nebenströmung bzw. kernpädophil und regressiver Typus. Diese Begriffe haben gemein, dass sie alt sind und in keiner Weise selbsterklärend – und dass sie uns regelmäßig im Zusammenhang mit den oben genannten Verknüpfungen zu weiteren mit der Sexualität gänzlich unzusammenhängenden Eigenschaften begegnen.

Die aktuelle Forschung hat jedoch keinerlei solche Zusammenhänge gefunden. Es gibt keine Grundlage anzunehmen, dass sich pädophile Menschen als Gruppe durch irgendwelche weiteren Persönlichkeitsmerkmale außer ihrer sexuellen Alterspräferenz vom Rest der Gesellschaft unterscheiden, die nicht Resultat der starken Stigmatisierung sind. Unterschiede in der Häufigkeit von psychischen Erkrankungen, Arbeitslosigkeit, Wahrnehmungsverzerrungen und Isolation können leicht durch Stigma und Diskriminierung erklärt werden und nur schwer über 7 Ecken durch Dinge, von denen manche annehmen, dass sie mit (ebenfalls angenommenen) Ursachen der Pädophilie verknüpft seien. Dort kann man Ockhams Rasiermesser ansetzen: Wenn es zwei Erklärungsansätze für ein und dieselbe Sache gibt und einer davon kommt mit wesentlich weniger Vorannahmen aus (und/oder erklärt mehr Phänomene) als der andere, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der einfachere Ansatz der richtige ist.

Ganz abgesehen von dieser Unhaltbarkeit erinnert uns diese Praxis auffällig stark an die Art und Weise, wie die Ideen der Rassenlehre aufgebaut waren: mit äußerlichen Charakteristika bestimmter Bevölkerungsgruppen wurden weitere Eigenschaften verknüpft, die sie angeblich gegenüber anderen Gruppen auszeichnen würden. Man denke daran, wie den Menschen darauf basierend etwa ein besonderes Maß an Dummheit, Verschlagenheit, Geldgier oder eine Neigung zum Diebstahl nachgesagt wurde. Wir appellieren an alle unsere Leser derartige Darstellungen nicht mehr weiter am Leben zu erhalten, indem man sie immer und immer wieder unkommentiert zitiert und damit würdigt.

Und die alten Erklärungen haben noch eine perfide Funktion: sie stellen pädophile Menschen als getrennt vom Rest der Menschheit dar. Als eine Gruppe, für die vereinfachte Regeln gelten. Bei jeder anderen Gruppierung würden heutzutage die meisten Menschen aufschreien, wenn ihnen pauschal eine besondere Heimtücke oder andere negative Eigenschaften zugeschrieben würden. Ersetzen Sie in einem Text über Pädophile einfach mal testweise „die Pädophilen“ durch sagen wir die sexuelle Ausrichtung, Religion oder Hautfarbe ihres besten Freundes. Ist der Text dann auf einmal erschreckend empörend und verwerflich? Wäre er vielleicht sogar strafbar, wenn man ihn auf Schwarze, Weiße, Heteros oder Homos umschreiben würde? Warum sollte er dann auf Menschen einer anderen sexuellen Ausrichtung bezogen, die sich keine unethischen Taten zuschulden kommen lassen, nicht genauso empörend und verwerflich sein?

Missbrauchsabbildungen/Missbrauchsdokumentationen

Seit Jahren wird der Begriff „Kinderpornographie“ scharf kritisiert. Zu Recht, da er Aufzeichnungen von sexualisierter Gewalt und Folter quasi auf eine Stufe stellt mit einer Unterhaltungsform „Pornographie“. Das ist in unseren Augen äußerst unangebracht. Deshalb verwenden wir in unseren Texten für solche Fotos und Filme Ausdrücke, die diesen Hintergrund auch wiedergeben.

Ein wenig schwierig wird es bei virtuellem Material, das kein echtes Geschehen abbildet bzw. dokumentiert. Hier hat kein Missbrauch stattgefunden, um ihn aufzuzeichnen, aber es existiert bisher kaum eine Möglichkeit das sprachlich widerzugeben. Moralisch mag man diese Bilder sehen, wie man will, aber von der Sache her sind sie durchaus Unterhaltung. „Virtuelle Kinderpornographie“ böte sich an, aber das könnte wiederum weiterhin den euphemistischen Begriff für die „echte“ zementieren.

Warum wir gendern

Es gibt viel zu viele Bereiche in denen Frauen und Männer auseinanderdividiert oder Unterschiede konstruiert werden. Die Sprache trägt nach dem aktuellen Stand der Forschung dazu bei. Therapieangebote sprechen oft nur Männer direkt an, die Forschung ignorierte die Hinweise auf Pädophilie bei Frauen lange äußerst konsequent und die Öffentlichkeit ist dazu auch kaum informiert.

Wir bemühen uns nicht nur in unserer Aufklärung über Pädophilie solchen Mechanismen entgegenzuwirken sondern auch, was diesen Zweig des Sexismus angeht. Deshalb achten wir in unseren Texten auf eine geschlechtsneutrale Sprache. Vor allem soll dies aber auch nicht von unserem Hauptthema ablenken sondern es unterstützen. Damit wir unsere gesamte Zielgruppe ansprechen und Frauen mit Pädophilie ebenso sichtbar machen. Deshalb haben wir uns entschieden kein starres Konzept anzuwenden, dass beim Lesen in den Ohren klirren würde, sondern einfach auf geschlechtsneutrale Formulierungen zu achten, um Schrägstriche, Doppelnennnungen oder Gendersternchen im Text zu reduzieren. Wir hoffen, dass es uns damit gelingt ein angenehmes Leseerlebnis zu schaffen.

Fallen Ihnen Stellen auf, wo wir noch eine gewisse Einseitigkeit übersehen haben? Weisen Sie uns gern darauf hin. Wie gesagt: es ist uns wichtig Barrieren zu entfernen und insbesondere die Ignoranz pädophilen Frauen gegenüber in keiner Weise zu fördern.