Pädophilie ist medizinisch definiert als die sexuelle und emotionale Ausrichtung auf Kinder vor dem Beginn der Pubertät, also grob gesagt auf unter 13-Jährige. Der Begriff beschreibt lediglich die Präferenz zu Kindern, also Gedanken und Gefühle aber keine Handlungen. Es ist ein medizinisch-wissenschaftlicher Begriff, kein juristischer. Insbesondere steht der Begriff Pädophilie nicht für den sexuellen Missbrauch von Kindern. Mehr dazu auch bei den Begriffserklärungen und deutlich ausführlicher unter „Was ist eigentlich Pädophilie?“.
Im Allgemeinen: Nein.
Eine pädophile Präferenz beinhaltet alles, was sich auch bei der Präferenz zu Erwachsenen findet und ist genauso divers: emotionale Anziehung, sexuelle Fantasien und Wünsche, Bewunderung, der Wunsch nach Nähe und Zweisamkeit, Beschützerinstinkte etc. Wie bei anderen sexuellen Ausrichtungen sind auch bei pädophilen Menschen diese Anteile bei jedem anders gewichtet: manche pädophile Menschen finden Kinder nur sexuell anziehend, andere wünschen sich nur emotionale Nähe ohne dabei Wünsche nach sexueller Intimität zu haben. Bei den meisten sind beide Anteile zu einem gewissen Maß vorhanden. Mehr dazu hier.
Nein. Pädophil zu sein heißt erst einmal nur, sexuelle Wünsche bezüglich Kindern zu haben. Es bedeutet nicht, dass man diese Wünsche auch ausleben möchte. Viele pädophile Menschen entscheiden sich aus den unterschiedlichsten Gründen dazu, ihre Sexualität nicht mit Kindern auszuleben.
Nein. Aus unterschiedlichen Studien geht hervor, dass deutlich weniger als die Hälfte aller Kindesmissbrauchstäter pädophile Neigungen hat (Angaben reichen von nur 10% bis maximal 40%). Der überwiegende Teil derjenigen, die Kinder sexuell missbrauchen sind sexuell auf Erwachsene ausgerichtet und missbrauchen Kinder etwa, weil sie Macht über jemanden ausüben wollen, der sich nicht wehren kann. Man spricht bei ihnen auch von sogenannten „Ersatzhandlungstätern“, da sie den sexuellen Missbrauch als Ersatz nutzen, um damit andere Bedürfnisse zu befriedigen.
Nein. Vor allem finden ungefähr ein Drittel der Pädophilen nur Jungen, ein weiteres Drittel nur Mädchen und nur das übrige Drittel alle beide Geschlechter sexuell anziehend. Dann unterscheiden sie sich hinsichtlich des Alters (bzw. des Körperschemas) der Kinder, die sie attraktiv finden. Und ebenso, wie ein Hetero-Mann nicht auf alle Frauen steht sondern gewisse Dinge an Frauen besonders anziehend oder gar abstoßend findet, finden pädophile Menschen unterschiedliche Kinder ihrer Präferenz unterschiedlich anziehend oder viele auch gar nicht.
Es gibt keine Methode, mit der sich eine hetero- oder homosexuelle Neigung gezielt, dauerhaft und zuverlässig ändern lässt. Im Falle der Pädophilie ist das nicht anders. Man kann lediglich lernen, mit den dazugehörigen Gefühlen umzugehen und sie so in sein Leben zu integrieren, dass sie nicht als Belastung empfunden werden.
Manche behaupten das jedoch, eine Paraphilie wegtherapieren zu können, aber nach unseren Beobachtungen sind ihre Argumentationen und Schlussfolgerungen grundlegend fehlerhaft. Und die Methoden zweifelhaft bis schädlich. Mehr Details dazu finden Sie demnächst im Bereich „Hilfreiches“.
Wir wissen nicht, was genau dazu führt, dass jemand bestimmte sexuelle Präferenzen entwickelt. Die meisten Wissenschaftler gehen aber heute davon aus, dass es eine Mischung von angeborenen Faktoren und Umwelteinflüssen ist. Eines ist aber sicher: eine Pädophilie ist nicht etwas, was sich jemand bewusst aussucht. Niemand kann etwas dafür, sexuell von Kindern angesprochen zu werden.
Schätzungen zufolge haben zwischen 0,5% und 5% der Gesamtbevölkerung pädophile Neigungen. Diese Schätzungen variieren so stark, da die Forschung bisher oft nur an Straftätern gemacht wurde (und damit selten repräsentativ ist) und die Studien teils unterschiedlich handhaben, wann genau sie jemanden als „pädophil“ einordnen. Statistisch gesehen bedeutet das, dass jede Person auch mindestens einen pädophilen Menschen im eigenen Umfeld kennen dürfte, ohne dies zu bemerken.
Ja! Eine Pädophilie kann genauso bei Frauen auftreten wie auch bei Männern. Dies ist aber leider bisher viel weniger erforscht. Die Erfahrungen, die wir als Team über die Jahre mit Frauen gesammelt haben, die sich selbst als pädophil identifizieren, zeigen keine merklichen Unterschiede zu der Pädophilie beim männlichen Geschlecht oder bei Transpersonen.
Pädophile sind grundsätzlich genauso in der Lage wie andere Menschen, die eigenen sexuellen Bedürfnisse nicht zum Schaden anderer auszuleben und sie in legale Bahnen zu lenken (wie durch die Masturbation zu sexuell anregenden Fantasien). Diese Fähigkeit wird nicht automatisch negiert, sobald man Kontakt zu Kindern hat. Umgekehrt können viele teleiophile (=auf Erwachsene ausgerichtete) Männer und Frauen auch mit 60 noch sexuell-partnerschaftlich unerfahren sein, ohne dass sie Gefahr laufen, Erwachsene zu missbrauchen oder zu vergewaltigen.
Außerdem wird der soziale und emotionale Kontakt zu Kindern von vielen Pädophilen als Grundpfeiler zu einem glücklichen Leben empfunden während sie sexuelle Bedürfnisse als weniger wichtig erleben. Siehe dazu auch „Is Contact with Children Related to Legitimizing Beliefs Toward Sex with Children Among Men with Pedophilia?“ (M. Geradt, S. Jahnke et al (2018) in Archives of Sexual Behavior; DOI: 10.1007/s10508-017-1042-1)
Unser Selbsthilfeforum Gemeinsam Statt Allein steht jedem offen, der den Austausch mit und die Unterstützung durch andere Betroffenen sucht. Fremdsprachige Personen können sich vertrauensvoll unter anderem an Virtuous Pedophiles, ASAPinternational oder ČEPEK wenden.
Für therapeutische Unterstützung ist das Projekt Kein Täter Werden ein guter Ansprechpartner. Detailliertere Infos zu Ansprechpartnern/Hilfsangeboten finden Sie in der Kategorie „Hilfreiches“ unter „Wo finde ich Hilfe?“ und „Ähnliche Plattformen“.